Schauspiel - Kunst

 

   
Schauspielen ist vielleicht die schönste Art, sich in das Denken, Fühlen und Wollen eines anderen Menschen hineinzuversetzen.
Wie reich wird das eigene Innere, das so vielen verschiedenen Menschen, die es verkörpert, Platz in sich gewährt. Die älteste Form, das Leben in seiner Vielheit, in seinen Schwierigkeiten und Schönheiten abzubilden und zum Verständnis zu bringen, lebt sich im Schauspiel aus. Für jeden Menschen, egal ob Laie oder Berufsschauspieler, stellt die Beschäftigung mit der Kunst des Schauspiels eine Bereicherung des Innenlebens dar, und nicht nur das, auch für den Kontakt mit der Außenwelt.
Präsenz, Selbstausdruck und Selbstbewusstsein fördern eine gute Kommunikation in allen Lebenslagen.

 

 


W a s   h e i ß t   S c h a u s p i e l e n ?
Schauspielen heißt - mit den Mitteln des eigenen Instruments - namentlich aus Körper, Geist und Seele einen anderen Menschen aus sich sichtbar für Zuschauer in Erscheinung treten zu lassen. Aus mir entsteht ein zweiter Mensch, der von dem Ersten, der ich bin, gelenkt wird. Dass an diesem Prozess immer Zuschauer teilhaben, ist die größte Hürde beim Schau-Spielen. Nämlich, dass dieser Vorgang natürlich bleibt, obwohl er künstlich erzeugt wird, und dass es "Beobachter" gibt, die auch urteilen "gefällt mir, gefällt mir nicht".
Die Sprache ist ein bedeutendes Ausdrucksmittel bei diesem Vorgang, die einer gewissen Schulung bedarf.

 

 

  JOHANN NESTROY


Theater! O Theater du!

   
  PEPPI (tritt während dem Ritornell des folgenden Liedes
zur Mitteltüre ein; sie ist in sehr moderner, aber bereits
abgetragener Toilette).



          1.

Theater! O Theater, du
   Der Kunst geweihter Tempel!
Raubst viel Geschöpfen Herzensruh' -
   Ich bin so ein Exempel.
Als Köchin lebt' ich ungetrübt,
   Da konnt' ich lachen, scherzen,
Die Herren war'n alle in mich verliebt,
   Sonst hatt' ich keine Schmerzen.
Nur eins hat manchmal mich gequält:
   Sehnsucht nach der Theaterwelt!


          2.

Ich tat den Schritt - doch welch Gewinn!
   Man zahlte keine Gage,
Auch blühte meinem Liebessinn
   Manch kränkende Blamage.
Liebhab'r und Helden war'n mir hold,
   Es sagte jed'r: "Ich schwöre
Dir Treu', und Treue zwar wie Gold" -
   Doch's Gold ist nur Chimäre.
So hat in Liebe und in Geld
   Getäuscht mich die Theaterwelt!


Rembrandt: Der Schauspieler 1635
 

 

 

Schauspiel im Alltag - gelebte Kommunikation
"Wir alle spielen, wer es weiß, ist klug." (A. Schnitzler). Dieses Zitat von Arthur Schnitzler soll uns nicht in Versuchung führen, unsere Umwelt zu manipulieren, sondern im Gegenteil, es soll uns ermuntern, kritisch und wachsam gegenüber Fremd- und Selbstmanipulation zu werden.
Dass wir im täglichen Leben Rollen spielen und Rollenverhalten unterworfen sind, läßt sich nicht abschaffen, doch wer es durchschaut und nicht Opfer der Rolle wird, der erhält die Chance auf eine Kommunikation, bei der das übliche Schema Sieger-Verlierer durchbrochen wird. Sich manifestieren statt zu manipulieren, ist das Ziel. Manipuliert wird immer, wenn wir uns unsicher fühlen, wenn wir unsere Maske, die uns blockiert, nicht ablegen können. Der Schauspieler der Antike trug eine Maske, doch diese hatte eine freie Stelle, das war beim Mund, es ist die Stelle, wo der Klang durch-tönen kann. Vergessen wir nicht, dass unser Wort "Persönlichkeit" die Wurzel "personare", das heisst "durchtönen", in sich birgt. Infolgedessen hat ein Mensch nur eine Persönlichkeit, wenn sein Inneres nach außen ungehindert durchtönen kann. Den Partner ermuntern, die Masken fallen zu lassen - trotz allen Respekts für das Gegenüber.
Wenn es mir gelingt, meine Blockaden allmählich abzubauen, dann kann ich meinen Gesprächspartner auch "lösen". Diesen Vorgang bezeichne ich als gelebte Kommunikation.
Diese Arbeit ist bei jeder Begegnung von neuem zu leisten. Das ist der Auftritt auf der Bühne des Lebens, ein täglicher Kampf, der ständige Flexibilität erfordert.
Die Basisübungen aus der Schauspielausbildung eignen sich in besonderem Maße, diese Flexibilität in der Persönlichkeit zu verankern.
Die Übungen bestehen aus Konzentrations-, Aufmerksamkeits-, Beobachtungs-, Phantasie- und Partnerübungen sowie Szenenimprovisationen.

 

 

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